Geschichte des Weinbaus in Oberösterreich

Das Produkt Wein ist ein Getränk, welches die Menschheit bereits sehr früh für sich entdeckte. Im Laufe der Geschichte wurde dieser Trank zu einem festen Bestandteil der menschlichen Zivilisationen. Seine Zubereitung bzw. Verarbeitung, Anbau und Genuss fand sogar Einzug in die Kunst, Dichtung bzw. in religiösen Mythen und anderen magischen Zeremonien.

Wein wurde und wird bis heute, natürlich in Maßen genossen, auch als Heilmittel betrachtet. Die Geschichte der Menschheit ist mit Sicherheit auch eine Geschichte des Weines. Der Weinbau auf dem Gebiet des heutigen Österreich hat eine lange Tradition. Über den Ursprung des Weinbaus bzw. über den genauen zeitlichen Beginn gibt es jedoch bis heute keine stichhaltigen Aussagen.

Diverse Rebkernfunde in Nussdorf bei Wien, Linz oder Mödling lassen den Schluss zu, dass sich bereits die Kelten und Illyrer im Donauraum und in den Ostalpen um 2000 v. Chr. mit der Weinrebe beschäftigten. Die allgemein geläufige Behauptung also, dass erst mit den Römern die Weinpflanze im heutigen Österreich eingeführt wurde, lässt sich klar widerlegen. Aus der Literatur geht hervor, dass sich die Kelten bereits vor den Römern der Pflege einer bodenständigen Weinrebe widmeten.

Das Weinbaugebiet Oberösterreich erstreckte sich damals im Aschacher und Eferdinger Becken und nördlich der Donau von Landshag an Walding und Ottensheim vorbei längs des Südabfalls der Böhmischen Masse über Puchenau, St. Magdalena, Pfenningberg, Steyregg bis gegen Pulgarn, und wiederum von Mauthausen über Schwertberg, Perg, Arbing, Saxen bis Grein. Viele Namen, Wappen bzw. Ortsnamen in Oberösterreich weisen auf den Weinbau hin, z. B.
Prambachkirchen - Ortschaft Weinberg
Hartkirchen - Weingarten am Zistelberg
Bad Schallerbachund und Aichkirchen-Weinzierl
Gallspach – Weinberg
Schlüßlberg – Weinberg bei Parz
Waizenkirchen – Weinzierlbruck
Bachmanning und Grieskirchen – Weingarten
Lambach – Gut auf dem Weinberg
Aschach - Gemeindewappen u.v.a.m.

Die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 777 in Oberösterreich wird durch die Stiftungsurkunde von Kremsmünster belegt. Die obenstehende Ansicht zeigt das Stift Kremsmünster mit Weingärten vor dem Klostergebäude (um 1600).
In weiterer Folge gibt es zeitlich durchgehend Belege für Weinbau  in Oberösterreich. Im Mühlviertel, im Innviertel, im Traun- und im Hausruckviertel wurde Wein angebaut und bis zum Jahr 1050 hatte Oberösterreich größere Rebflächen als das östlich benachbarte Donauland. Ein Privileg Kaiser Friedrichs III aus der Zeit um 1480 gewährte allen, die eine Meile um Linz neue Weingärten anlegten, die Befreiung von Zehent, Robot und Steuer. Das Privileg fruchtete, wie mehrere zu dieser Zeit neu angelegte Weingärten belegen.

Die größte Verbreitung war zwischen 1600 und 1650 – eine mittelalterliche Klimakarte lässt auf ein wärmeres und trockeneres Klima schließen.
Reihenweise wurden Klöster mit Weingärten beschenkt, in Aschach und Aschachwinkel lassen sich 2 Bistümer und 12 Klöster nachweisen, die mit großem Weingartenbesitz (Lesehöfen) ausgestattet waren. Wein war nicht nur für die Liturgie grundlegend, sondern auch „Herrengetränk“. Daher legten die Bistümer und Klöster auf Weingärten besonderen Wert.

Ebenso war  das gesamte Linzer Schloss war von Weingärten umgeben.  in St. Magdalena zeugen noch 2 Bauernhöfe mit Hausnamen der „Obere und der Untere Weingartler“ vom Weinbau. Die Kapuzinerpfarre hieß früher „Pfarre im Weingarten“. Zwischen Stadtbibiothek und Volksgarten zieht sich in Linz die Weingartshofstraße hin.

Die Linzer Universität steht inmitten von längst aufgelassenen Weingärten. Auch der bekannte Astronom und Mathematiker Johannes Kepler (Namensgeber der Johannes Kepler Universität) ist mit dem Weinbau untrennbar verbunden. Foto Kepler Er beobachtete einen Winzer, wie er eine Rute ins Spundloch steckte um den Inhalt des Fasses zu ermitteln. Kepler erfand eine mathematische Lösung zur exakten Ermittlung des Rauminhaltes eines Weinfasses.  Diese Berechnungen wurden in Lateinisch und in weiterer Folge auch in Deutsch publiziert und brachte den oberösterreichischen Ständen eine Erleichterung bei der Berechnung der Weinabgaben.

Hr. Mag. Clemens Wright stellte uns am Freitag dem 09.11.2012 die Spitzensekte der Sektkellerei Szigeti vor. Begonnen wurde mit einem Frizzante Muscat bleu, weiter gings mit größtenteils reinsortigen Sekten wie Grand Cru: Grüner Veltliner, Welschriesling, Weissburgunder, Muskat Ottonel und Zweigelt, der Sonderedition ADELE (ein Chardonnay mit dem Egon Schiele Bild "Adele" als Etikett, produziert im Auftrag und für Ronald Lauder, ehemaliger Botschafter der USA in Österreich) und ein Cuvée Rose. Als Abschluß der sehr kurzweilig gestalteten Verkostung wurde noch als Spezialität ein Szigeti Bier ausgeschenkt.

Merkwürdig ist, dass eine derartige Hochkultur innerhalb von 150 Jahren in die Bedeutungslosigkeit zurückgefallen ist. Von Historikern werden folgende mögliche Ursachen genannt:
Große Gletschervorstöße zwischen 1590 und 1610  brachten einen deutlichen Temperaturrückgang, sodass sich die Weinbaugrenzen nach Osten verschoben.
Einen zusätzlichen Einbruch erlebte die Weinwirtschaft dadurch, dass sowohl in der Bierproduktion als auch in der Obstveredelung (Herstellung von Most) erhebliche Fortschritte gemacht wurden. Zudem verbilligten sich die Transporte und fremde Weinerzeugnisse kamen auf den Markt. Zum Zeitpunkt der Reblauskatastrophe 1872 gab es in Oberösterreich kein zusammenhängendes Weinbaugebiet mehr.
Einige dramatische Wetterkapriolen im 18. und beginnenden 19.  Jahrhunderts  bereiteten dem oberösterreichischen Weinbau das völlige Ende. Doch wie es scheint, ist Oberösterreich auf dem besten Wege, wieder Weinland zu werden. Es finden sich immer mehr Personen, die sich gewerblich mit der Weinproduktion befassen. In Folge erhielt Oberösterreich 2008 ein eigenes Weinbaugesetz. Dieses regelt auch den Regionsschutz, sodass wir nunmehr zur Weinregion „Bergland Österreich“ gehören. Das Gebiet unseres Bundeslandes ist definiert als „Qualitätsweinbaugebiet Oberösterreich“ Derzeit sind ca. 20 Hektar Rebflächen bepflanzt und weitere 60 Hektar reserviert.

Hans Mittermayr
Schriftführer Stv.

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